Wir müssen da hoch

Vom 26.07 bis zum 02.08 verweilten Frank, Sabine und ich im schweizerischen Sonnenkanton Tessin. Nun will ich euch keineswegs mit dem kompletten Ablauf unseres Urlaubs langweilen. Nein, das würde ich nicht wagen. Es soll um das Sahnehäubchen aus Sicht von uns Kletterern gehen. Wer jetzt von euch an irgendwelche langen Platten, ausgesetzte Kanten oder ans Bouldern im Tessin denkt, liegt leider falsch.
Es geht um Plastik/Kunstharz, also um künstliche Kletterrouten. In die Kletterhalle können wir natürlich auch bei uns gehen, das ist klar. Aber an eine Staumauer – Ja ihr lest richtig: STAUMAUER…

Aufstieg

Aufstieg

Diese Staumauer finden wir in der Nähe von San Gotthart im Valle di Blenio die so genannte „Diga di Luzzone“. Durch diese Staumauer schlängelt sich genau in der Mitte die längste künstliche Kletterroute der Welt.
Die Fakten:

Höhe 165 Meter
Griffe ca. 650
Seillängen 5 (jede ca. 35 Meter)
1. 5+
2. 6-
3. 6+
4. 7-
5. 7-

Wer es nicht weiß, wird wahrscheinlich vorbeilaufen, aber wer sich die Zeit nimmt, zum Einstieg zu laufen, bemerkt, dass umso näher man der Wand kommt, umso voller wird auch die eigene Hose. So ging es zumindest uns, weil wir ja wussten „Wir müssen (wollten eigentlich) da hoch“. Das sah doch alles so gut aus im Kletterführer. Natürlich gibt es bei so einer Anlage Sicherheitsmaßnahmen. Einsteigen kann nur, wer sich im Gasthaus oben auf der Mauer den Schlüssel für die Einstiegsleiter holt.
Dann geht’s los: die ersten zwei Längen muss man sich daran gewöhnen, dass links und rechts von einem nicht viel außer Luft ist.

Abseilen

Abseilen

In der 3. Länge führt einen der Weg rechts ansteigend in überhängendes Gelände. Wer hier nicht mehr will, hat die Chance, Abzuseilen. Wer weiter geht, muss diezwei letzten Längen durchziehen, denn die Mauer hängt oben doch einige Meter über. Zusätzliche Schwierigkeiten könnten die Schwalben machen, die da oben nisten. Ich hätte euch zwar gern noch unser Gipfelfoto gezeigt, aber zu meinem Bedauern ist eine von zwei Kameras in der fränkischen Schweiz verschwunden. Wer trotzdem feuchte Hände bekommen hat und jetzt unbedingt in die Schweiz will, dem borgen wir gern unseren Führer aus.

Martin Scharschmidt